Projekt // Städtebauliche Planung
Leistung // Planungsleistungen
Größe // 140.000 qm
Bauherr // Archis Intervention
Experten // Siehe Text
Ort // Calea Mosilor, Bukarest, Rumänien
Status // Fortlaufenden
Jahr // 2009 - 2011



Die Stadtstruktur von Bucharest ist, wie die meisten post-sozialistischen Städte, stark von den sozialistischen Wohngebäuden geprägt. In Bucharest ist dem Bau diese Wohngebäude nicht nur ein Tabula Rasa vorhergegangen, sie wurden auch überwiegend entlang der bestehenden Boulevards erbaut. Die Wohnblock mit ihren acht bis zehn Geschossen haben die Wahrnehmung der Stadt komplett transformiert. Sie rahmten die bestehenden Einfamilienhausstrukturen ein und kreierten eine dichte, urbane Erscheinung entlang der Boulevards. Die Wohnblock wurden zu einem Beton-Vorhang (Concrete Curtain), welcher die dichte und moderne Stadt von der traditionellen, unverdichteten Vorstadt mitten im Zentrum von Bucharest trennte.

Als wir unsere Arbeit 2007 begannen gab es ein Renovierungsprogramm für die Wohnblocks. Energiesparmaßnahmen mit Wärmedämmverbundsystem und Kunststofffenster wurden großräumig umgesetzt. Währenddessen wurden nur minimale Eingriffe entlang der Boulevards durchgeführt. Der öffentliche Raum hinter den Beton-Vorhängen blieb unverändert und verfiel. Ein großer Teil von Bukarest leidet unter dieser Situation und unsere Aufgabe war es, eine prototypische Lösung dieses städtebaulichen Problems entlang der Calea Mosilor zu entwickeln.

Mit einer strategischen Analyse der Typologien und Aktivitäten haben wir die wesentlichen Probleme von fünf prototypischen Situationen definiert. Neben den speziellen Problemen jedes Prototyps hatten alle Prototypen gemeinsam, dass die privaten Grundstücke entlang des öffentlichen Raumes hinter den Beton-Vorhängen unterentwickelt waren. Dementsprechend haben wir zwei strategische Zonen definiert, die Interventionszone,  in der städtebauliche Planung notwendig war und die Pufferzone, in der private Investitionen aktiviert werden musste. Diese privaten Investitionen wurden mit einer Veränderung der rechtlichen Rahmenbedingungen ermöglicht, in dem eine höhere Bebauungsdichte in der Pufferzone ermöglicht wurde. Die Interventionszone wurde umgeplant, um die Qualität des öffentlichen Raums für die Wohnblocks zu verbessern und damit auch ein hochwertiges Umfeld für die privaten Investitionen zu bieten. Wenn man diese Interventions- und Pufferzone im Kontext der gesamten Stadt betrachtet, wird klar, dass es sich hier um ein riesiges Entwicklungsgebiet für  Bukarest handelt. Die Infrastrukturanbindung der beiden Zonen zur Stadt ist sehr gut und entlastet darüber hinaus den Entwicklungsdruck in den Einfamilienhausgebieten, so dass die aktuellen und destruktiven Bautätigkeiten verlangsamt werden.

Mit einer Ausstellung der Planungsstrategien wurde ein öffentliches Bewusstsein für die Probleme und Lösung der Wohnblock geschaffen. Darüber hinaus wurden mit den Anwohnern durch partizipative Interventionen die Planungsideen getestet. Die Interventionen haben in kleinem Masstab die Umprogrammierung und Umstrukturierung des öffentlichen Raumes abgebildet und den Bewohnern zugänglich gemacht. Mit minimalen Mitteln war es möglich, die Anwohner in den Planungsprozess einzubinden und wichtiges Feedback zu erhalten, was den Weg bereitet für die zukünftige Realisierung eines prototypischen städtebaulichen Projektes.

 

Team: Eine Kollaboration zwischen Zeppelin, Bucharest,  Point 4, Bucharest, Archis Interventions/SEE, Hackenbroich Architekten, Berlin